Ostseeman Glücksburg 2015
Mir fällt gerade auf, dass eigentlich fast alle großen Triathlon Veranstaltungen den Ort im Namen führen:
Challenge Roth, ironman Frankfurt oder Hennesee Triathlon ;o)
Bei den meisten kleineren Veranstaltungen ist das aus Athleten Sicht so, dass man sie so besser 'verorten' kann. Die ausrichtenden Vereine sehen das sicher anders, da schwingt natürlich auch eine gute Portion Heimat Bewusstsein mit. Aber wir Sportler nehmen die Orte und Landschaften durch die wir uns bewegen in der Regel kaum war.
Hier beim Ostseeman Glücksburg ist das anders: Die Ostsee, die Stadt Glücksburg und die schöne Landschaft sind neben den freundlichen Menschen ein ganz wesentlicher Teil dieses Triathlons und machen ihn dadurch unverwechselbar.
Um es kurz zu machen: Wenn du nicht unbedingt auf eine Bestzeit aus bist ( da zu später vielleicht mehr ) und du ein Auge für die Natur hast, wenn du eine perfekte Organisation und Menschen die mit Herzblut bei der Sache sind zu schätzen weißt, dann bist du beim Ostseeman - egal ob Einzelstarter oder Teil einer Staffel - richtig.
Noch eine Anmerkung:
Eigentlich sind wir Triathlethen doch ziemliche Egoisten: kaum haben wir mal freie Zeit, sitzen wir auf dem Rad oder rennen durch die Gegend, statt uns um unsere Familie oder Haus und Garten zu kümmern...
Wenn dir solche Gedanken nicht ganz fremd sind, dann ist Glücksburg für dich die richtige Adresse:
Einmal müssen die Angehörigen nicht, wie bei den anderen Langdistanzen, vom Schwimmstart an die Radstrecke; an die Laufstrecke und über gesperrte Straßen letztlich zum Zielbereich hetzen, da in Glücksburg wirklich alles binnen weniger Minuten Fußweg zu erreichen und durch den Rundencharakter auch mehrfach zu sehen ist (wir konnten die Gartenstühle unserer Ferienwohnung vor das Haus an die Laufstrecke stellen und Start und Ziel waren gerade mal 15 Min. Fußweg entfernt. Bei der Radstrecke waren es vielleicht 8 Minuten). Zum Anderen ist die Zeit in Glücksburg auch ohne Triathlon sehr kurzweilig: Der Ostseestrand und das Hinterland (mir haben es besonders die alten Laubwälder und die schönen Pfade darin angetan), das Schloss oder shoppen in der Roten Straße im nahe gelegenen Flensburg bieten auch der mitgereisten Familie eine schöne Zeit.
Zu meinem Triathlon
Der Schwimmstart ist um 7:00, er wird sehr emotional begleitet, mit passender Musik, einer kurzen Andacht, die in Worte fasst, was wohl die meisten Teilnehmern in diesem Moment bewegt, dann kommen noch mal die Hymnen der teilnehmenden Nationen und die letzten 30 Sekunden hört man einen Herzschlag - Gänsehaut pur, als ich mit fast 800 Kollegen in die Ostsee laufe. In diesem Jahr hatte ich in der Vorbereitung wenig Lust auf Schwimmen und mein Schulter ist nicht mehr so belastbar, da war ein zu forsches Tempo sicher nicht angebracht. So habe ich es ruhig an gehen lassen und bin ohne Probleme mit einer 1:17 aus dem Wasser. Wellen hatten wir keine, vielleicht hier und da ein bisschen Strömung, aber das kann auch dem z.T. überforderten Orientierungssinn geschuldet sein. Gelegentliche Berührungen der 'glibberigen Art' und Seesterne am Grund sorgten unterwegs für angenehme Abwechslung auf dem zwei mal zu absolvierenden Rechteckkurs vor dem Glücksburger Strandbad.
Die Radstrecke ist mit ihren sechs Runden a 30 km angenehm kurzweilig.
Die Monotonie anderer Langstrecken auf dem Rad gibt es hier nicht: Es geht ständig rauf oder runter oder nach rechts oder links. Und so hat man eh man sich versieht schon die Hälfte der Strecke hinter sich. Die vielen kleinen Stimmungsnester in den Ortschaften und die tolle Natur tun ein Übriges. So hat man jede Menge Spaß beim Radfahren, aber Zeiten wie in Roth oder Frankfurt sind nicht machbar. Bei mir blieb die Uhr nach 5:34 stehen. Das ist ein guter 32er Schnitt auf 180 km und die 148. Radzeit. Meine Rückenprobleme, die mich in Roth zum Abbruch zwangen, waren dank eines anderen Rades und der abwechslungsreichen Strecke kein Thema. Wind kam erst bei den letzten beiden Runden auf, aber jederzeit im angenehmen Bereich. Auch die Temperaturen waren mit knapp über 20° ideal. Ich hatte mich für eine Selbstverpflegung auf dem Rad entschieden und kam damit prima klar ( nur eine Pinkelpause in der ersten Runde - vermutlich zu viel Salzwasser geschluckt beim schwimmen ;o).
Der Laufpart verteilt sich auf fünf Runden a 8,44 km. Wie ich später erfuhr vielleicht auch etwas mehr. Etwa knapp die Hälfte davon direkt am Ostsee Ufer lang, wo einige tausend Leute für mächtig Party sorgen und jeden nach Kräften anfeuern. An anderer Stelle kann man ganz in Ruhe den Blick auf die See genießen oder sich in der Stadt von den Anwohnern anfeuern lassen. Auch von der Topographie ist es sehr abwechslungsreich: abgesehen von der Strecke an der See geht es fast ständig auf und ab. Mir liegt das sehr: sowohl der Blick auf die Ostsee, wie auch der Wechsel zwischen Ruhe und Stimmung. Trotzdem begann der Laufpart mit einem kleinen Schreck: bei km eins gingen mir beide Beine zu - ein fetter Krampf in beiden Oberschenkeln. Dabei hatte ich doppeltes Glück: einerseits musste ich genau vor einem WC stehen bleiben und konnte die Gelegenheit nutzen und zum Anderen bemerkte ich so zeitig genug, dass ich viel zu schnell unterwegs war. Jetzt mit leerer Blase und dem Puls im Auge ging es problemlos weiter. Etwa bei der vierten Runde sah ich, dass es wohl für eine neue Bestzeit reicht ( meine alte Zeit in Glücksburg ist 11:38 - vor fünf Jahren) und bei der letzten Runde hat es mich gejuckt unter die 11:30 zu kommen. Beides hat geklappt.
In meiner AK wurde ich damit 17. von 77 gemeldeten Startern.
Am Abend haben Anja und ich zusammen mit den anderen Teilnehmern die letzten Finischer im Ziel gefeiert und den Tag mit der Abschluss Party im Sonnenuntergang samt einem Feuerwerk auf der Seebrücke ausklingen lassen.
LG Horst
Ein PS noch:
Die Strecken auf dem Rad und beim Lauf verleiten gerade uns Berge gewohnte Sauerländer dazu sie nicht ernst zu nehmen: " ist doch ein Mückenschiss und kein Berg" - das rächt sich gewaltig. Spätestens in den letzten Runden. 50 DNFs bei knapp 500 Einzelstartern sprechen da eine ganz deutliche Sprache und wenn noch Wind hinzu kommt wird die Sache auf den letzten Runden noch mal eine Nummer härter.
Also, wie bei vielen Sachen im Leben: mit etwas Zurückhaltung hast du am Ende einfach länger Spass daran ;o)