Radmarathon Oeventrop-Berlin Nonstop

#1 von Holland 1 , 15.06.2010 22:30

Hallo, Kollegen,
Hier nochmal die Berlin-Highlights in das Forum hereinkopiert:

Radsportgruppe TuS 1896 Oeventrop mit dem Holländer an Bord:

Oeventrop- Berlin (520 km Nonstop)
11.-12.06.2010



hiermit möchte ich Euch einen kleinen Einblick in den wohl ereignisreichsten und spannendsten Sportevent geben, den ich bisher erleben durfte.

Unmittelbar nach dem Berlin-Marathon bin ich immer wieder auf besondere Höhepunkte angesprochen worden.

Hier für Euch einige kurze Highlights :

Fakten:

Streckenabschnitte:

Oeventrop-Höxter: ca 128 km
Höxter – Holzminden : ca 12 km Weserradweg: (WUNDERSCHÖN ! )
Holzminden- Magdeburg: ca 190 km
Magdeburg- Brandenburger Tor: ca 162 km

(plus die 4 km Kopfsteinpflaster im Niemandsland( AUA, mir tut jetzt noch alles weh, wenn ich daran zurück denke), und die restlichen verfahrenen Kilometer)

Sollziel: 500 km in Gesamt 24 Stunden am Brandenburger Tor
Ist: Zeit nicht ganz erreicht durch mehrere Pannen und Streckenänderungen,
dafür aber 520 km tatsächlich


Soll Fahrtzeit: 20 Stunden
Ist Fahrtzeit: 18 Stunden, 15 Minuten

Soll Geschwindigkeit: 25 km/h
Ist Geschwindigkeit: 28,5 km/ h !!!

Begleiter/Helfer

Mit 17 Teilnehmern und 2 Begleitpersonen im Bulli mit Anhänger ging es punkt 14 Uhr am Freitag los. Alle sind wir uns im Nachhinein einig gewesen, dass wir ohne diese Helfer die Tour hätten überhaupt nicht in Angriff nehmen können.
Diese Zwei und noch zwei weitere Damen, die um 4 Uhr morgens ebenfalls in einem Bulli aufbrachen, haben nicht nur Freizeit und Schlaf geopfert, sondern uns die Fahrt überhaupt erst ermöglicht. Bereits im Vorfeld kam richtig viel Arbeit auf diese Helfer zu: Abschluss einer Vollkaskoversicherung für die Räder wegen des Rücktransports, Holen und Zurückbringen des Fahrradanhängers, Kauf von Getränken und Lebensmitteln, Fertigung der Sieger-Medaillen und Fahrradaufkleber sowie genaue Absprachen über den Tourverlauf waren sehr zeitintensiv.

Die 2 Begleitpersonen waren ab Scherfede stets in unserer Nähe. Wenn wir absprachegemäß irgendwo eintrafen, konnten wir sicher sein, dass der Tisch bereits gedeckt war. Wir wurden bedient wie in einem Fünf-Sterne-Restaurant; kein Wunsch blieb offen!

Während ich auf normalen langen Trainingsfahrten pro 100 km ca. 1 kg abnehme, habe ich auf dieser Berlin-Tour sogar 2,5 kg zugenommen!

Ich bin sicher, dass diese außergewöhnlich gute Verpflegung mit dazu beigetragen hat, dass wir bis nach Berlin herein genug Kraft hatten. Von einem „Hunger-Ast“ oder ähnlichen Schwächen hat niemand berichtet.

An dieser Stelle von meiner Seite aus noch mal vielen Dank an Jan- Bernd für die günstigen und wertvollen Power- Bar Snacks, von denen ich ca 25 Riegel, 15 Gels, 4 Tüten Gummibären und ca 5 Liter Iso Getränke zu mir genommen habe.

Am Brandenburger Tor wurden dann nach der 520-km-Tour liebevoll mit Sekt und Kanapees von den beiden weiteren begleitenden Damen des anderen Bulli empfangen, die um 4 Uhr morgens Richtung Berlin aufbrachen.
Verabschiedung und Empfang waren gleichermaßen grandios und angemessen.

Zu unseren Helfern im weiteren Sinne gehörte auch unsere Steffi (Dr. Stefanie Kutnar), die sich bereit erklärt hatte, uns als betreuende Ärztin auf der gesamten Tour zu begleiten. Sie hatte sich vorgenommen, nur am Anfang und am Ende der Tour mit dem Rennrad mitzufahren. Ansonsten wollte sie sich im Begleitfahrzeug schonen, um für den Ernstfall fit zu sein. Erfreulicherweise mussten wir ihre ärztlichen Dienste nicht in Anspruch nehmen.

(Ausnahmen, wie Blasenpflaster, Jodsalben, kühlende Muskelrelax Salben, etc sind nicht von Bedeutung und wohl total normal auf so einer Tour)

Diese Tatsache hat ebenso wie die grandiose Stimmung während der Fahrt dazu beigetragen, dass Steffi gar nicht anders konnte, als über 300 km mit dem Rennrad mitzufahren. Ich bin sicher, dass sie ohne ihre ärztliche Verantwortung überhaupt nicht vom Rennrad gestiegen wäre, sondern die 520 km gemeinsam mit uns durchgestanden hätte.

Nachtfahrt:

Wer von den 21 Teilnehmern (17 Rennradfahrer und 4 Begleiter) hatte nicht Bedenken wegen der Nachtfahrt? Keiner von uns hatte jemals mit dem Rad eine Nachtfahrt unternommen. Wir waren zwar schon häufiger früh morgens noch im Dunklen losgefahren, stets jedoch in den Tag hinein. Außerdem hatten wir bei Einbruch der Dunkelheit bereits knapp 200 km hinter uns und wussten nicht, wie sich die Müdigkeit auswirken würde.

Für mich – ich glaube auch für viele andere – war die Nachtfahrt ein besonderer Höhepunkt. Von daher bin ich sicher, dass dies nicht die letzte Nachtfahrt war.

Nachdem wir vor Bad Gandersheim planungsgemäß eine Pasta-Pause im Schnellimbiss eingelegt haben und die Beleuchtung montiert hatten, ging es los. Vorher wurde allerdings noch mal im Blitzlichtgewitter der Fotografen die Gesäßcreme nachgetragen: ein erhabenes Ereignis voller Spaß.
(Stellt Euch mal 17 Männer am Wegesrand mit runter gelassener Hose vor)


Die Lichtkegel unserer Räder reichten aus, das Umfeld ausreichend zu beleuchten. Am Anfang sind wir noch etwas verhalten losgefahren. Nach wenigen Minuten fuhren wir genauso schnell wie am Tage. Eine gut beleuchtete Truppe flitzte über leergefegte Straßen durch die Nacht am nördlichen Harzrand in Richtung Magdeburg.

In einem kleinen „Kaff“, in dem die Straßenbeleuchtung bereits ausgeschaltet war, ereilte uns dann der erste Platten, der im Scheine der Lichtkegel insbesondere von Richard mit entsprechenden Kommentaren behoben wurde.

Wir wurden übrigens an dieser Stelle von den Radsportfreunden aus Goslar durch die Nacht geführt. Niemand wurde müde; die Konzentration ließ nicht nach. Die Euphorie erreichte während dieser Nachtfahrt ihren absoluten Höhepunkt und wurde nur noch gesteigert durch das nächste Highlight:


Erholungspausen

Von den vielen Pausen, die im Laufe der Tour immer häufiger und länger wurden, möchte ich nur eine herausgreifen: Raiffeisen-Tankstelle am nördlichen Harzrand in der Nähe von Liebenburg. Diese Pause wird niemand vergessen. Obwohl wir ca. 2 bis 3 Stunden vorher bei Bad Gandersheim reichlich Spaghetti zu uns genommen hatten, freuten wir uns schon lange vorher auf die nächste Pause, die dann auf einem Tankstellengelände stattfand. Jede Ablagefläche wurde genutzt, um Unmengen von „Fressalien“ zu deponieren.

Ich meine, es wäre diese Tankstelle gewesen, wo wir in einer der Kühltaschen riesige Fleischwürste entdeckt haben. Bei dieser Pause gab es die herrlichsten Kommentare und die lustigsten Sprüche.
Unser dienstältester Fahrer meinte oft auch während der Fahrt zu mir:
Ich wäre nicht zu bremsen beim schwatern und müsste eigentlich noch eine 100 km extra Runde drehen, dass ich mal ruhig sei!
Die von einem Kollegen organisierten „Delikatessen“ fanden reichlich Zuspruch. Keine noch so gut organisierte Party kann die Stimmung bei diesen Pausen toppen.

In diesem Zusammenhang fällt mir auch eine besondere Pause in einem kleinen verschlafenen Dorf ein, als wir 16 Rennräder hintereinander an die Friedhofsmauer gestellt hatten. Dieser Ort war für unsere laute Unterhaltung bestens geeignet, da die „Anlieger“ nicht protestieren würden.


Das Wetter

Sonnenschein und Rückenwind; nichts wünscht sich ein Rennradfahrer mehr!

In den letzten Tagen vor der Tour haben wir immer wieder gespannt dem Wetterbericht gelauscht. Was keiner zu wagen gehofft hatte, wurde wirklich wahr; von Anbeginn an hatten wir ideale Wetterbedingungen.
Diese haben sicherlich auch dazu beigetragen, dass wir über die gesamte Strecke mit einem Schnitt von fast 29 km/h gefahren sind.

Ich möchte allerdings auch nicht verheimlichen, dass wir am nächsten Morgen richtig nass geworden sind. Wir waren aber bereits ca. 150 km vor Berlin und hätten uns selbst durch Hagelstürme und Schnee nicht vom Ziel abbringen lassen. Unser Pulk rollte wie eine Cruise Missile in Richtung Berlin und war nicht mehr aufzuhalten.

Mir wird gerade bewusst, dass unsere gesamte Tour nur aus Highlights bestand.

Neben meinem ersten Lauf-Marathon mit unserem Uwe als Zugpferd (dem ich dafür noch immer dankbar bin),
war dieser Berlin- Rad-Marathon meine größte sportliche Herausforderung. Das wunderbarste Abenteuer in einer großartigen Gruppe!

Ich bin glücklich und dankbar, auch mit Hilfe bei Trainingseinheiten und den Wettkämpfen mit unserer TriFun Truppe, diese Herausforderung geschafft zu haben.


Danke auch an Horst, der mir bereits Anfang des Jahres mit Tipps zum Training und Trainingsplanerstellungen für meine sportlichen Langdistanz- Ziele durch klare Ansagen geholfen hat!

Jetzt heißt es vorerst einige Tage aktive Regeneration, denn ganz ruhig sein kann ich nicht- und außerdem bin ich außer den wundgescheuerten Stellen( wo sind die wohl?),
komischerweise wie fast alle meine Radkollegen ziemlich gut muskulär drauf.

Jörg


Jörg

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Holland 1
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