Langdistsanz, mal anders
Normalerweise haben Moderatoren von Sportveranstaltungen ja leichtes Spiel, wenn sie den Teilnehmern im Ziel das Mikro unter die Nase halten: die Leute sind euphorsich, vielleicht sogar im Endorfinrausch oder Siegestaumel und möchten die Welt umarmen. Gesten auf Norderney war das anders. Aber der Reihe nach.
Ich denke, das Nordsee Inselschwimmen 2014 können wir mit Fug und Recht in die Liste der etwas „bekloppteren“ TriFun Aktionen aufnehmen. Am Sonntag mitten in der Nacht aufstehen. 5:15 bzw. 4:30 Uhr Abfahrt. Vier Stunden und 365 km später im Neo mit dem Bus und zu Fuß noch eine Stunde durch die Küstengegend fahren und marschieren, um sich dann zwei bis drei Stunde von den Wellen durch den Wolf drehen zu lassen.
Das hat schon was.
Ach ja, natürlich das ganze noch mal zurück und somit um 21:15 bzw. 22:00 Uhr zuhause, um dort über die Nudelpfanne oder was auch immer her zu fallen.
Aber, wenn man in der richtigen Truppe unterwegs ist, ist das alles gar nicht mehr so „bekloppt“.
Die richtige Truppe waren Elke, Stefan und ich.
Zur Veranstaltung:
Nordsee Inselschwimmen heißt:
8,2 km schwimmen vom Festland bei Hilgenriedersiel zum Surferhafen auf Norderney.
Die Herausforderungen dabei sind:
- die Strecke bzw die Dauer der „Einheit“
- Die Wellen, weil:
-- Atmung und Rhythmus permanent gestört werden
-- „Irritationen“ von Gleichgewicht, Verdauungssystem und Orientierung.
-- Orientierung generell, denn es gibt keine schwarze Linie am Grund oder Bahnen.
Die Strecke ist auch nicht gerade von A nach B, sondern zunächst nach Norden und dann südlich der Insel nach Westen.
Es gibt Bojen an der Strecke, aber mit viel Seegang sind die nur schwer auszumachen. Man kann auch auf Nummer sicher gehen und erst ganz nach Norden und dann dicht an der Küstenlinie nach Westen schwimmen, aber entsprechend den Strömungsgesetzen ist die Strömung in der mitte eines Lumens/Kanals am stärksten und am Rand am schwächsten.
Man muss also abwägen: den kürzesten und schnellsten Weg mit hohem Risko sich zu verschwimmen und dann länger zu schwimmen, oder gleich etwas länger und langsamer, aber ohne Risiken vom Weg ab zu kommen.
Erlebnisse/Eindrücke
Elke und ich haben ja schon im vergangene Jahr unser "Nordseepferdchen" gemacht.
Was wir nicht wussten: dass wir es bei besten Bedingungen gemacht haben...
(Ist wie im Leben: meist merkt man erst, was die beste Zeit war, wenn sie vorbei ist).
In diesem Jahr hat sich Stefan dazu gesellt. Elke und Stefan haben sich mit vielen km im Hennesee gründlich vorbereitet. Ich hab auf meine Basis von der Rothvorbereitung gesetzt und ein absolutes Minimalprogramm gefahren (vorher 3 x Freiwasser: Roth, Möhnetri und 1 x Henne). Elke wurde wegen der Wettersituation vor dem Schwimmen etwas unruhig, Stefan und ich haben auf die Erfahrung der Ausrichter gesetzt: Wenn die sagen ist gut, dann ist gut.
Am Ende hatten alle recht: Es war gut, aber es war auch verdammt schwer.
Mir gingen während des Schwimmens 4 Dinge durch den Kopf:
Erstens: zieht sich aber dieses mal ganz schön hin - wie recht ich hatte: Im Ziel zeigte sich, ich war 41 min. länger als im vergangenen Jahr unterwegs
Dann: warum kommen plötzlich so oft Schwimmer an mir vorbei und warum kann ich nicht mit schwimmen - siehe Vorbereitung
Immer öfter: wo geht es denn jetzt hin? und warum mache ich das hier?
Am Ende, als ich auf Nummer Sicher ging und in ufernähe schwamm:
Das machst du nicht noch mal (hab das jetzt mal etwas entschärft formuliert,
Stefans erste Worte als er aus dem Wasser kam waren ähnlich:
“ Schlag mich, wenn ich noch mal auf die Idee komme, mich bei so was anzumelden“.
Warum: Als ich vor dem WC in der Schlange stand erzählte mein Vordermann, „gestern gab es Windstärke 9 und wir haben den Strand gesperrt (er ist Rettungsschwimmer). Heute morgen bei der Überfahrt von der Insel war die See noch etwas aufgewühlt von gestern und der Wind ist auch ganz ordentlich (um die 45 km/h), wird aber schon gehen“.
Und so war es: Wellen satt, nicht nur kleine. Weit gucken oft längere Zeit nicht möglich. Mal war das als Orientierung anvisierte Ziel (z.B. der Leuchturm) bei 11:00 Uhr, bei der nächsten Gelegenheit tauchte es bei 2:00 Uhr auf. Aber irgend was war auch mit der Strömung. Die Topleute haben ja ein Boot vor sich und sind trotzdem 30% hinter den Zeiten vom Vorjahr geblieben. Es kann also nicht nur die Orientierung sein, die die Sache dieses mal zur Langdistanz gemacht hat. Jedenfalls wollte sich bei den Siegern keine große Lust einstellen schon eine Zusage für das kommende Jahr zu geben. Die meisten waren froh die „Nummer“ hinter sich zu haben und hatten erst mal die Nase voll.
Aber es kommt wahrscheinlich wie (zum Glück) so oft im Leben:
nach ein paar Tagen ist alle Anstrengung vergessen und es war doch ein tolles Erlebnis.
Ergebnisse
Elke: 2:42:12
Stefan: 2:37:38
Horst: 2:19:46
LG Horst