Ich hoffe, das es niemanden von uns betrifft, dachte es könnte aber gut sein zu wissen.
Tendopathie:
Sehnen lügen nicht
Peking, 18. August 2008, 11:51 Uhr Ortszeit – Chinas größte Olympiahoffnung Liu Xiang reißt sich die Startnummer vom Leib. Im Gesicht des amtierenden Weltmeisters über 110 Meter Hürden steht der Schmerz, in den Augen seiner entsetzten Fans die Tränen. Zuvor hatte Liu Xiang alles versucht, war entgegen aller Vernunft zum Vorlauf angetreten, hatte sich aus dem Startblock katapultieren wollen. Es ging nicht: Eine hartnäckige Achillessehnenverletzung hatte den „Hürdengott“ gestoppt.
Für Tendopathien können eine Reihe unterschiedlicher Ursachen verantwortlich sein, so z.B. Alter, Medikamente, monotone Bewegungen sowie insbesondere erhöhte Belastungen und Trainingsfehler bei Sportlern. Im Laufsport beispielsweise sind 7-9% aller Läufer jedes Jahr von einer Tendopathie der Achillessehne betroffen. Anhaltende Schulterbeschwerden bei Schwimmern oder Tennisspielern sind in den allermeisten Fällen auf ein Rotatorenmanschetten- bzw. Supraspinatussehnen-Syndrom zurückzuführen. Indes treten bei Sportarten, in denen das Kniegelenk – vor allem durch Sprünge – besonders beansprucht wird, ausgesprochen häufig Tendopathien der Patellarsehne („Jumper’s Knee“) auf; die Prävalenz liegt bei Hochleistungssportlern unabhängig von der Sportart bei 12 %, bei Volleyball und Basketball jeweils bei 40%.1;2
Dagegen muss man, um eine Epicondylitis, den „Tennis- oder Golferellenbogen“ zu entwickeln, bekanntermaßen nicht unbedingt zum Schläger greifen. Ein Beruf mit anhaltender repetitiver manueller Tätigkeit reicht da vollkommen. Und für eine schmerzhafte Plantarfasziitis braucht es mitunter nur schlechtes Schuhwerk und Übergewicht.
3-phasiger Pathomechanismus
Gemeinsam ist all diesen tendogenen Beschwerden, dass sie auf ein Missverhältnis zwischen wiederholter Mikrotraumatisierung und mangelhafter Regenerationsfähigkeit der betroffenen Sehne zurückgehen. Jüngeren wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge handelt es sich vermutlich um ein phasenhaft verlaufendes Krankheitsbild:3
Phase 1: Akute Tendopathie
Auf die Mikrorisse in der Kollagenarchitektur reagiert der Körper zunächst mit einer Rekrutierung von Leukozyten und Makrophagen. Die wiederum setzen freie Radikale und Matrixmetalloproteasen frei. Fibroblasten produzieren große, sehnenuntypische Proteoglykane und bei überwiegend erhaltener Kollagenstruktur schwillt die Sehne im verletzten Gebiet an; sie wird steifer, bleibt aber minderbelastbar.
Phase 2: Fehlheilung der Sehne
Diese Phase ist von einer Desorganistion der Sehnenmatrix und Zellreichtum geprägt. Die Zahl der Fibroblasten im Bereich der Sehne nimmt stark zu, vereinzelt sind auch Myofibroblasten zu finden. Dies führt zur vermehrten Produktion des „narbengewebsartigen“ Kollagen Typ III und überwiegend langkettiger Proteoglykanen. Letztere besitzen eine hohe Wasserbindungs-Kapazität. Daneben findet sich zunehmend ein Einsprossen von Gefäß-Nerven-Bündeln in das verletzte Gebiet.
Phase 3: Degenerative Tendopathie
Im Endstadium finden sich neben den typischen Merkmalen der Fehlheilung auch zellfreie Bereiche, beschrieben als fibröse oder myxoide oder hyaline Degeneration sowie Bereiche metabolisch „ausgebrannter“ oder apoptotischer Tenozyten. Umschriebene Verkalkungen sind ebenso möglich wie zystische Veränderungen.
Orthomolekulare Schutzformel zur Stärkung der Sehnen
Das Auskurieren einer Tendopathie braucht bekanntermaßen vor allem eines: Zeit. Die Standardtherapie fokussiert auf die Schonung der betroffenen Sehne sowie die künftige Vermeidung der Über- bzw. Fehlbelastung. Unterstützend werden dabei je nach Stadium z.B. abschwellende Maßnahmen mitunter auch Antiphlogistika eingesetzt. Ob jedoch die mit einer fortgeschrittenen, degenerativen Tendopathie einhergehenden pathologischen Veränderungen der Sehne unter konservativer Therapie komplett reversibel sind, ist nicht gesichert. Unter Umständen kann hier nur noch ein operativer Eingriff Linderung bringen.
Unabhängig davon bietet sich sowohl zur Stärkung der Sehnen als auch für alle Phasen der Tendopathie eine ernährungsmedizinische Unterstützung mit wichtigen Bindegewebssubstanzen und Mikronährstoffen an:
Antidegenerativ wirkende Bindegewebssubstanzen wie Glucosamin- und Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure und Kollagenhydrolysat sorgen für den Erhalt gesunden Sehnengewebes.
Antioxidanzien (Vitamin C und Vitamin E, Apfel- und Citrus-Bioflavonoide, Carotinoide) verringern den durch Tendopathien bedingten oxidativen Stress.
Aufgrund ihrer antiinflammatorischen Eigenschaften nehmen Omega-3-Fettsäuren und pflanzliche Enzyme wie Bromelain und Papain positiven Einfluss auf das Entzündungsgeschehen.
1 Lian OB, Engebretsen L, Bahr R. Prevalence of jumper’s knee among elite athletes 65. from different sports: a cross-sectional study. Am J Sports Med 2005;33(4):561–7.
2 Paavola M, Kannus P, Järvinen M. Epidemiology of tendon problems in sport. In: Maffulli N, Renström P, Leadbetter WB. Tendon injuries. Basic science and clinical medicine. Heidelberg: Springer; 2005. p. 32–39.
3 Cook JL, Purdam CR. Is tendon pathology a continuum? A pathology model to explain the clinical presentation of load-induced tendinopathy.Br J Sports Med 2009;43(6):409-16.
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